The Trip Out, Euston Park, Suffolk, England
Die olle Shovel kann’s nicht lassen.
Könnte an Anna und Andy liegen. Für „The Trip Out“ sind die beiden quasi Motor und Getriebe und kickstarten seit Jahren immer wieder dieses großartige Festival auf einer grünen Wiese in der Grafschaft Suffolk namens Euston Park, seines Zeichens Heimat der legendären Great Euston Pumpkin Safari.
Von Kürbissen zu Kurbelwellen: die Ansammlung von Motorrädern ist eine selten zu sehende Menge und Mischung aus englischen Maschinen in feinstem Choppergewand, kinnladengefährdendem Originalzustand oder als erschütternd schön zusammengedengeltes Gelöt. Und wie immer bei ihren mittlerweile zweistelligen Ausritten auf die Insel der Linksfahrenden traf die Shovel auf reichlich Verwandtschaft aus Milwaukee in ebenfalls sehr fotogenen Styles.
Traditionell harmonisch war auch
die Festival-Gesellschaft vor Ort: vom Langstreckenzweiradjockey bis zum Bratt-Bratt-Pärchen aus der Graf- und Nachbarschaft verteilten sich alle entspannt auf dem historischen Parkgelände, das selbst als Campingplatz aristokratische Eleganz ausstrahlte. Apropos strahlen: Erfreulicherweise war die seelische Vorbereitung auf englisches Wetter unnötig, es kam eher italienische Stimmung auf. Auch die flüssigkeitsverweigernden Duschen konnten die Trip Out-Gemeinde nicht erschüttern: immerhin strömte das Bier ununterbrochen.
Aber dieses Loblied auf The Trip Out
wäre unvollständig ohne den Trommelwirbel für die jährlich neu Auswahl der Bands: „The Halophones“, deren Heimat eigentlich Hell-sinki heissen müsste, jedenfalls was ihre Wirkung auf das Trommelfell angeht. „The Caezars“: Rock’n’Roll, so vintage wie die Bikes vor dem Zelt plus Tarantino Vibes. „Daddy Long Legs“ aus New York City mit Blues-Rock wie aus einem durchlöcherten Auspuff. Versöhnlich für die hochdrehenden Ohren: das nordirische Duo „The Bonnevilles“ mit ihrem durchaus melodiösen, schnörkellosen Punk-Blues.
Nach dem sonntäglichen Frühstück rollte die olle Shovel vom Acker und alle wussten es genau: Dank Annas und Andys Magie wird sie es auch nächstes Jahr nicht lassen können, auf dem Trip Out sein.