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Der Weg zum Cannonball 2025

Der Weg zum Cannonball 2025

Mit dem Kickstart des neuen Jahres startet unsere Wrecking Crew das Projekt Cannonball 2025: ein Motorrad-Ausdauerrennen quer durch die USA, von Küste zu Küste, 3500 Meilen. Und zwar mit Motorrädern, die teilweise über 100 Jahre alt sind.

Ganz so viel hat die Harley-Davidson Model J namens "Flying Turtle" nicht auf der Uhr,

aber mit dem Baujahr 1928 sind wir nahe dran. Über die Geschichte der Maschine ist nicht allzuviel bekannt, sie kam im Rahmen von diversen Tauschgeschäften vor xx Jahren aus der Schweiz in die W&W V-Twin-Flotte und ist seitdem immer wieder im Einsatz - ganz ohne Zicken. Was um so erfreulicher ist, weil noch nie jemand richtig in das Bike reingeschaut hat.

Aber mit der extremen Langstrecke

durch Wüsten, Gebirge und meilenweite Einsamkeit, die es im Rahmen des rund dreiwöchigen Motorcycle Cannonball zu besiegen gilt, soll unsere „Flying Turtle“, bis auf die letzte Schraube zerlegt, inspiziert, restauriert und wieder zusammengebaut werden.

Eine epische Aufgabe für unser Wrecking Crew-Team:

Paul „The Cyclery“ Jung,

der 2016 schon den „Cannonball of the Century fuhr. Er wird den Ritt mit der 1928er J als Chefmechaniker begleiten, in der Werkstatt im Hauptquartier und nächstes Jahr auf der Strecke mit dem Support-Van (der nur am Start und Ziel der jeweiligen Cannonball-Etappe auf das Bike treffen und helfen darf). Pauls Erfahrung als Senior Judge des AMCA dürfte da nichts schaden...

Im Sattel sitzen wird Chris Sapper,

der auch schon reichlich Harley-Meilen unterm Hintern und Schraubschmalz in den Muskeln hat. Damit er nachher auch weiss, was zu tun ist, wenn der Support-Van mal ausser Reichweite ist und das Moped streikt, ist er von der ersten Schraube an dabei – und schraubt unter Pauls strengem Blick...

Aber bis dahin sind es ja noch ein paar Tage,

jetzt wird erst mal zerlegt, geschaut, gemessen - und gefilmt, immer, wenn sich die Wrecking Crew an der „Flying Turtle“ zu schaffen macht. Und jeden Mittwoch gibt es dann ein kurzes Schraub Update Video auf Youtube, Motto: „Wednesday is Wrenchday“!

Hier geht’s zum W&W Youtube Kanal (abonnieren nicht vergessen! Dann klingelt’s, wenn ein neues Video online geht.)

Zu den Videos geht's hier:

Episode 1: GET LIFTED: Wrecking Crew's Harley Davidson Model J 1928

E2: THE PLAN:

a vintage Harley for the Motorcycle Cannonball 2025

E3: SPEEDO TO GO: Wrecking Crew starts dismantling of 1928 Harley J Model with Corbin speedo

E4: BYE BYE, TWIN TANKS! Wrecking Crew removes tanks of 1928 Harley Model J

E5: CHAIN REACTION: uncovering the primary of 1928 Harley Model J

E6: SCHEBLER BEAUTY Schebler DLX carburetor, perfect condition, rare

E7: MOTOR REMOVAL Wrecking Crew lifts 61 cu. in. heart of 1928 Harley

E8: GEARBOX removed by Wrecking Crew

E9: GEARBOX CHECK a deeper look inside

E10: THE TOOLBOX MYSTERY Is it just a metal can?

E11: WHAT THE WOBBLE Checking seat and hinge

E12: GAME OVER FOR THE SWITCHBOARD? Reaching a new tear-down level

E13: FIRST LOOK into the gearbox

E14: THE LONG WAY TO THE MAINSHAFT dismantling continued...

Ach ja und hier die Story vom Cannonball 2016:

Der Tank im Tank
Markantes Bauteil bei unserem 1928er Model J ist natürlich der Tank, bzw. der zweiteilige „Twin-Tank“: der ist in vielerlei Hinsicht typisch für ein Motorrad aus den 1920er Jahren.
Damals fuhren die meisten Maschinen mit Verlustschmierung: das Öl ist nicht in einem geschlossenen Kreislauf unterwegs, sondern wird von der Pumpe in den Motor befördert und dort, nachdem es seine Schmierfunktion erfüllt hat, teilweise einfach verbraucht. Der Überschuss gelangt über das Entlüftungssystem auf die Primärkette und tropft von dort in den Primärkasten.
Wie genau lief die Ölversorgung bei den frühen Harley Motoren? Die ersten Harley-Davidsons bis 1914 hatten keine Ölpumpe, die Ölversorgung erfolgt mittels Tropfölschmierung (drip feed oiling) über ein einstellbares Nadelventil.
Ab 1912 gab es Handölpumpen, die aber immer nur Unterstützungspumpen waren: sie wurden nur dann eingesetzt, wenn der Motor besonders viel leisten musste, also bei langen Vollgas-Abschnitten, steilen Anstiegen, voll geladenem Seitenwagen etc.
1915 setzte Harley die erste mechanisch angetriebene, autonom arbeitende Ölpumpe ein, den „automatic oiler": der war ab Werk für den Normalbetrieb justiert und stellte eine ausreichende Ölversorgung des Motors sicher. Es gab zwar immer noch keinen Kreislauf, aber "underoiling“ war damit kein Thema mehr.
Das war ein Riesenfortschritt: es gab zwar weiterhin Handpumpen, aber durch die mechanische Dauerversorgung konnte der Pilot die Finger von Handpumpe lassen, statt aus Angst vor Ölmangel im Motor die Handpumpe zu oft zu bedienen.
Denn das bringt zu viel Öl ins Kurbelhaus und damit eine Menge Probleme: neben Leistungsverlust auch Öldiffusion an den Ringen vorbei in den Brennraum, dazu verölte Zündkerzen und starke Ablagerungen.
Was heisst das für die Tank-Konstruktion? Bei den Harleys dieser Ära waren die Handpumpe und der Öltank in den Benzintank eingebaut, quasi als Einliegerwohnung - diese Tanks für F-, J- und V-Modelle haben auf der rechten Seite den Sprit, in der linken Tankhälfte ist ein Öltank, den Rest des Volumens wird als Reservetank fürs Benzin genutzt.
Die Ölkammer in der linken Tankhälfte hat also 2 Funktionen: sie versorgt die permanente Hauptpumpe mit Ölnachschub und sie ist das Reservoir für die Handpumpe, die dort bei Bedarf ebenfalls Öl ansaugen kann.
Wie sieht’s aus mit den abgebauten Tanks? Bei unserer „Flying Turtle“ haben wir den Luxus, dass beide Tankteile in gutem Zustand sind, die rechte Hälfte geht aber doch zur Reinigung und Innenbeschichtung.
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Runter mit dem Corbin Tacho!
„Ein guter Tacho ist nicht einfach ein Zubehör, es ist vielmehr eine Notwendigkeit für jedes Motorfahrzeug“ Würde man aus heutiger Sicht unbedingt bestätigen – 1925 war der Satz durchaus eine neue Erkenntnis. Und es ist kein Zufall, dass das Zitat aus einem Handbuch der Firma Corbin Screws Inc., New Britain, Connecticut, stammt.
Die Firma Corbin ging aus der 1878 gegründeten American Hardware Corporation hervor und fertigte neben Schrauben jeder Art und für alle Zwecke - vom Ofen bis zur Hundeleine – auch Fahrzeug-Zubehör: neben kompletten Bremsanlagen waren das, ab ca. 1910, vor allem Tachometer für Autos, Trucks und Motorräder, zeitweise auch unter dem Markennamen Corbin-Brown.

1928, im Baujahr unserer Flying Turtle, kamen Harley-Davidson Maschinen ohne Geschwindigkeitsmesser aus der Fabrik. Wer wissen wollte, wie schnell er mit seiner Höllenmaschine über die Straßen donnert, musste recht tief in die Tasche greifen: 1918 kostete ein Tacho ohne Antrieb 12 Dollar, mit Antrieb, Ritzel, Halterungen und allem Drum und Dran kam man da schnell auf 25 Dollar – das wären heute rund 500 Dollar. Damals schon recht happig – heute ist so ein Corbin Tacho ein „hard to find“ Objekt, ein schöneres Wort für sehr teuer: wer einen funktionierenden Corbin Tacho haben will, so er denn jemanden findet, der ihn verkauft, darf von deutlich vierstelligen Beträgen ausgehen.

Technisch gesehen ist der Corbin-Tacho ein „Schwungpendel-Tacho“, der nach dem Prinzip der Zentrifugalkraft funktioniert: eine Welle überträgt die Geschwindigkeit über ein Ritzel am Hinterrad in den Tacho, wo ein Metallring um seine eigene Achse pendelt und sich je nach Geschwindigkeit weiter neigt und gegen den Widerstand einer Feder den Zeiger bewegt. Oder wie es Corbin selbst beschreibt in einem Verkaufsprospekt: "Der Corbin-Brown-Geschwindigkeitsmesser basiert auf dem physikalischen Prinzip der Fliehkraft. Sein Fliehkraftregler hat vier Ausgleichsgewichte, die so empfindlich sind, dass sie auf die kleinste Geschwindigkeitsänderung reagieren. Dieses Fliehkraftprinzip des Corbin-Brown-Geschwindigkeitsmessers ist das gleiche, das auch bei der Regelung von Motoren angewandt wird. Es sorgt für absolute Gleichmäßigkeit der Umdrehungen."

Ein Prinzip, dass Corbin in besagtem Heft von 1918 als besonders zuverlässig lobte - und als unempfindlich gegen Temperaturschwankungen, elektrischen Einfluss oder Stöße durch unebene Straßen und Eisenbahnschwellen - nicht zuletzt, weil die Tachos aus „wenigen, großen und starken Teilen“ bestehen würden.
Die Tachos wurden in verschiedenen Ausführungen angeboten, mit Maximal-Anzeiger, um die erreichte Höchstgeschwindigkeit zu dokumentieren; mit Kilometerzähler, der bis 100.000 Meilen ging und mit allem Zubehör, um die Tachos ans Hinter- oder Vorderrad anzuschließen. Ausserdem gab es sie mit mph und km/h Ziffernblättern – zweiteres ist bei unserem Model J der Fall. Es handelt sich also wohl um eine Maschine, die für den Export nach Europa gedacht war.

Wie schon angedeutet, sind heute Corbin Tachos extrem begehrte Objekte. Für Besitzer von solchen historischen Harleys wie unserem Modell J ist es in der Regel aber auch wichtig, dass diese Meßinstrumente einwandfrei funktionieren. Deshalb haben wir eine Auswahl an Ersatzteilen aufgelegt, die für den Betrieb eines Corbin-Tachos wichtig sind und die wir hier ganz uneigennützig vorstellen.
Nicht auszuschließen, dass wir das eine oder andere Teil für den Wiederaufbau unserer Flying Turtle einsetzen. Aber das ist ja noch ein bisschen hin.

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