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Ein amerikanisches Abenteuer, Teil 1

Ein amerikanisches Abenteuer, Teil 1

Charlie hakt die Liste ab:

Eine Milliardärs-Sammlung, die Knochen von Evel Knievel und Räder, die durch die Zeit fahren - so ungefähr lässt sich Charlies Versuch zusammenfassen, seine mopedistische To-Do-Liste etwas kürzer zu machen. Und wenn man weiss, dass Charlie seit Jahrzehnten unsere Geschichten ins Französische übersetzt, Harley- und Indian-Kuriositäten sammelt und seiner Jeans auf einer Shovel oder Flathead Straßenstaub verpasst, ist es auch kein Wunder, dass Charlies Liste nur in den USA verkürzt werden kann.

Aber Charlies Plan ist größer, als nur ein paar Haken an eine Liste zu machen: über den großen Teich geht’s mit seinem Kumpel Frank Margerin, berühmter französischer Comiczeichner und Schöpfer der Figur Lucien (Rocker mit Elvistolle und Triumph unterm Hintern). Mit Frank zusammen soll aus Charlies US-Trip eine Art Tagebuch mit Comics und Fotos werden. Aber so lange müssen wir nicht warten, wir haben schon mal ein paar Fotos und Reisenotizen bekommen…

Wo sonst als in Milwaukee sollte diese

V-Twin Pilgerreise beginnen!? Und zwar direkt mit einigen Übernachtungen im ehemaligen Schroeder Hotel, in dessen „Crystal Ballroom“ die Motor Company den Harley-Davidson-Händlern die allererste Knucklehead vorgestellt hat, im November 1935. Auch andere H-D-Neuheiten der letzten 90 Jahre feierten hier ihre Premiere, so dass jedes Frühstücks-Ei hier quasi „motoristisch-historisch“ gewürzt ist.

Gut gestärkt ging’s dann tief in’s Innere der „Company“, quasi ins Herz des Museums, ins Harley-Davidson Archiv. Dessen Chef Bill Jackson ließ Charlie in aller Ruhe wühlen. Man kann sich ausmalen, was das für ein spannendes Vergnügen für jemanden ist, der begeisterter Sammler von Harley-Fotos und -Andenken ist. Wobei die Menge von über einer Million Originalfotos und hunderten von Filmrollen und Dokumenten, die da im Archiv schlummern, Charlies Reisepläne heftig auf die Probe stellte. Ist ja auch zu verlockend, die Röntgenaufnahmen von Stuntman-Legende Evel Knievel aus nächster Nähe zu sehen oder im Notizbuch von Arthur Davidson zu blättern…

Da kam die Einladung von Jean Davidson gerade rechtzeitig,

um die beiden Franzosen aus dem Archiv zu lotsen: die 1937 geborene Enkelin des HD-Mitgründers Walter Davidson und Cousine von Willie G. Davidson lud zum Getränk nach Hause ein und konnte mit Anekdoten aus ihrer Jugend das Reisetagebuch von Charlie bereichern. Zum Beispiel mit der Geschichte von Jeans erster Motorradfahrt im Alter von zwölf Jahren: ihr Vater, Gordon Davidson, kam mit einer brandneuen Panhead heim, ans kleine Familienhaus am Pewaukee Lake. Er wollte unbedingt, dass seine Tochter das Motorrad ausprobierte, setzte sie auf den Sattel, erklärte ihr kurz, wie es funktionierte, woraufhin Jean auch direkt losfuhr – geradewegs in den See.

Ähnlich exklusiv und privat

wie der Nachmittag mit Jean Davidson waren auch die nächsten Etappen auf Charlies Reise durch die Motorrad-Historie: Steve Magnatta öffnete die Türen zu seiner monumentalen Sammlung von Harley-Memorabilia: Tausende Erinnerungsstücke, Merchandise-Objekte, Spielzeug, Wimpel, Kleinstteile, Händlerausstattung, Kataloge aus den Jahren von 1920 bis 1980... Bei Bruce Linsday, in Cleveland, sind es dann vollständige Maschinen, die für staunende Blicke sorgen: rund 60 antike amerikanische Motorräder, darunter die älteste noch fahrende Harley der Welt - von 1905! (Fortsetzung folgt)