Teil 5 - Zwischen Palmen und Propaganda
Kubanische Autobahnen haben ihren eigenen Reiz. Wenig Autos, viele Schlaglöcher. Und Platz genug für unsere beiden Maschinen und Ernestos Panhead. Auf dem Standstreifen Schaulustige, Händler, eine Reisegruppe, die vermutlich auf den Linienbus wartet, den wir vor drei Meilen beim Reifenwechsel überholt haben.
Bald lockt die erste Raststätte am Rand eines Tabakfeldes. Wir setzen uns, bestellen Hamburguesas. Fragen nach „Ketsup“. Gelächter beim Wirt. Nicht, weil er keines hat, es ist welches da, aber für so viele Leute? Da ist die Wochenration zu schnell aufgebraucht. „Ketsup“ ist Luxus. Wir bekommen es trotzdem. Und sind sparsam.
Weiter gehts, das Ziel heisst Viñales, tief in der Tabakregion. Eine Landschaft wie aus dem Kitschfilm. Im Zusammenspiel mit dem Gewitterhimmel, der von gleißenden Sonnenlöchern durchbohrt wird, wirkt alles völlig übertrieben. Und im Meilentakt verkündenEl Lider und sein Kumpel Che erbauliche Revolutionsparolen auf handgemalten Riesenplakaten oder Hauswänden.
Den Abend, der im Regen untergeht, verbringen wir im überdachten Innenhof unserer Privatunterkunft. Und nach dem vierten oder fünften Rum und dem dritten Stromausfall fängt der Älteste aus der Familie an, Geschichten zu singen von Motorrädern und Fremden, die Zigarre rauchen und bei Stromausfall Rum trinken in einem Hinterhof in Viñales.
Der nächste Tag sieht uns über Schotterpisten prötteln, durch Dörfer, die aus der Zeit gefallen sind, vorbei an Menschen, die uns freundlich nachstaunen.
Wir parken ganz am Ende der Straße, dort wo der Asphalt abbricht und in weißen Sand bröselt. Willkommen an einem Strand, der selbst in einem Hochglanzprospekt unnatürlich schön wirken würde.