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Tag 8, Montag, 8. Januar

Der Proviant ist komplett, die Klamotten duften frühlingsfrisch und der Süden ruft. Na, dann kann’s ja losgehen.Und es geht dann auch los Richtung Chepo - leider nicht sehr weit, denn nach ca. 100 km nimmt der Asphalt auf der Straße ein mehr oder weniger abruptes Ende. Einen Anfang dagegen machte der Regen. Und schon bei den ersten Tropfen zeigt sich, welche der beiden Maschinen noch keine 1000 Testmeilen in Spanien zurückgelegt hatte. Statt ölverschmiert den Regen abblitzen zu lassen, entschließt sich jene, hier und da mal die eine oder andere Zündung auszulassen.

Das wird zu einem sofortigen Ausbau des Verteilers genutzt. Mit gezielten Hammerschlägen werden mehrere Kühlrippen abgeklopft, um den Verteiler zu entnehmen. Erst als er raus ist, fällt den 4 Feinmechanikern auf, daß es einer der berühmten zerlegbaren W&W-Verteiler ist, der zur Rettung der Kühlrippen extra eingebaut wurde. Aber wer braucht schon Kühlrippen. Nun - wenn man schon am Basteln ist, kann man ja auch gleich die Kontakte auswechseln und die Zündung neu einstellen. Dann geht es wieder auf die Schotterpiste. Die großen und kleinen Schotter, die sich in lockerer Formation den Pan-Americanas in den Weg legen, gehen den Pan-tastischen Vier schwer auf den Zeiger. Und noch mehr auf‘s Kreuz. Der Regen tut ein übriges zum allgemeinen Vergnügen - langsam ähnelt das ganze Unternehmen immer mehr einer Tauchfahrt.

Aber wie das nunmal so ist im U-Boot-Geschäft: es wird dann doch ab und zu mal aufgetaucht. Und was könnte dafür besser geeignet sein als eine der lauschigen Open-Air-Snack-Bars direkt an der Straße. Dort füllt man die durchgerüttelten Magen mit warmen Häppchen von Hühnchen und Schweinchen und bestaunt die 200 Meter Asphaltstraße, die den kleinen Ort eindeutig verschönert.

Nachdem man sich an dem wunderschönen, glatten, holperfreien Asphalt erfreut hat und die eine oder andere Runde darauf zurückgelegt hat, um nicht zu vergessen, wie schön Straßen sein können, widmet man sich anderen unterhaltsamen Dingen, zum Beispiel dem sogenannten Wasserleichen-Contest: Wer hat die am schrumpulösesten aufgeweichten Finger? Eindeutiger Sieger wird Darius, der auf nach oben offenen Wasserleichenskala eine unangefochtene 7,3 erreicht.

Viel mehr Zeitvertreib ist dann aber nicht mehr drin, denn - wie wir Tropenfreunde ja wissen - ist’s in äquatorialen Gefilden um 18:00 zappenduster und Motels sind hier auch eher selten. So brechen die Pan-tastischen Vier gestärkt auf und suchen so ab 16.00 Uhr einen Platz, um ihre müden Häupter zu betten. Es zeigt sich schnell, daß Hotelähnliches nicht erreichbar ist und es deshalb nur eine Möglichkeit gibt: ein Dorf der Cuna-Indianer.

Eine kurze Verhandlung mit dem Häuptling und eine Überdachung für die Hängematten war gesichert. Bezahlt wurde mit Konserven, Mehl und Zucker, die sich hervorragend als Währung eignen in Gebieten, in denen der nächste Supermarkt Minimum 250 Meilen entfernt ist.

Während der allabendlichen feierlichen Reduktion der Biervorräte, an der auch der Häuptling teilnahm, kam es zu ersten ernsthaften Kontakten mit Mosquitos - ideale Bewährungsprobe für das überaus empfehlenswerte US Army-Repellent. Als Abendsport pflegt der Dschungelfreund hier: Zielschießen auf lebende Objekte. Zum Beispiel mit der Baygon-Pumpflasche auf daumengroße Kakerlaken, die sich dann innerhalb einer Minute mit einem markerschütternden, regenwalddurchdringenden "Pfffnz!" für immer verabschieden. (Don’t try this at home!) Ein denkwürdiges Vergnügen, das allerdings von der allmächtigen Oberkakerlake mit einem Alptraum der seltsamsten Art quittiert wurde:

Schlummernd liegen die Vier in ihren Hängematten, als dumpfes Trommeln den Urwald durchdringt. Verstört öffen sie die Augen und sehen sich umzingelt von bis an die Zähne mit Honda-Logos und Yamaha-Stickern bewaffneten Riesenkakerlaken. Den Pan-tastischen Vier gefriert das Blut in den Adern. Unter lautem Gejohle und Geschabe werden sie mit Zündkabeln gefesselt und auf einen großen Reis-Haufen gezerrt, wo sie an gigantischen Showa-Gabeln festgezurrt werden. Nun kann die Folterung beginnen: die beiden Pan-Americanas werden von den Kakerlaken mit den Logos und Stickern beworfen, bis sie nicht mehr zu erkennen sind. Dann braust ein Truck heran und aus seinem riesigen Tankaufleger wird tonnenweise Baygon auf die Mopeds gespritzt, die sich dann innerhalb einer Minute mit einem markerschütternden, regenwalddurchdringenden "Pfffnz!" für immer verabschieden. Dieses unvergeßliche, häßliche Geräusch reißt die Vier aus dem Schlaf und schweißgebadet betätscheln sie liebevoll die unversehrten Pan-Americanas.