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2014 - Speedweek, Bonneville, USA

2014 - Speedweek, Bonneville, USA

Das Salz in der Suppe auf Treffen und Messen sind ja die anderen Schraubfreunde, die man trifft. Ein gemeinsames Bier (also jeder eins), ein bisschen Benzingeplauder hier, ein paar Ideen, was man mal machen müsste, da und schon steht ein Plan.

So war's auch mit John und Tom Jørgensen aus Dänemark. Der Plan: Die beiden wollten ihre 50. Geburtstage auf Rennstrecken feiern, Strecke 1 war im März das Orsa Speedweekend in Schweden auf einem zugefrorenen See.

Dort waren Tom und John zwar mit relativ großem, aber nicht so verdichtendem Verbrennungsvolumen am Start, um genau zu sein mit einem Grill, auf dem sie der Wrecking Crew bei der Rennpremiere des W&W Big Boar Sportster köstlichste Pitverpflegung brutzelten und auch sonst alles für uns machten, von schrauben bis fotografieren.

Strecke 2, so der ca. 17 Jahre alte Plan von Tom, sollten die Bonneville Salt Flats sein. Wie praktisch, dass die AMA (American Motorcyclist Associaton) rechtzeitig zu Johns 50tem eine der vielen Speedweeks ansetzte, die da so stattfinden auf der legendären Salzsee-Rennstrecke aller Rekordjäger.

Und für diese Strecke, für diesen Traum, hatten John und Tom zwei Knuckleheads renntauglich geschraubt – mehr oder weniger:

Tom's Kiste nennt sich T101 (das war der erste Terminator) und signalisiert eine gewisse Ernsthaftigkeit: mit elektrischer Einspritzung, Kennfeldsteuerung und einem mechanischen Turbo mit Intercooler, der den Knuckle so richtig schön druckbeatmet.

John's Eisen namens „Hammer“ gibt sich eine Klasse entspannter und kommt weitgehend strassentauglich daher.

Als Freunde des endlosen Schraubens war es uns ein Vergnügen, John und Tom bei ihrem Projekt zu unterstützen. Und so schickten wir unseren Mann für's Schmutzige und Schnelle (wir meinen Flat Track Rennen) über'n Teich um den beiden Dänen ein wenig zu assistieren und uns in Wort und Bild zu berichten, wie's so läuft.

Und so läuft's:

Tag 1: Flugzeug, Salt Lake City, Mietwagen, Wendover (Utah), Bett.

Raus zur Piste. Aber die wird grade noch präpariert. Betreten verboten.

Bei strammen 32°C flimmert die Luft über dem Salz und der Strasse besser als im Film. Da hilft nur eins: zurück in die Stadt und ab ins Black & White (Ausgeh-Tipp von der Rennleitung) und den überhitzten, luftgepökelten, gejetlaggten Körper mit eiskaltem Bier aklimatisieren.

Tag 2: 1000 Uhr Ortszeit, vor der Strecke stehen in flimmernder Hitze schon viele der Rennteams. Ausladen und dann die Geschosse vom Transportmodus in den Rennmodus bringen: zwischen Roots Gebläsen und Turbos stehen Lachgas und Nitroflaschen, Mechaniker aus aller Welt schieben Kisten auf und ab, um die Tech Inspection zu erhalten. Ohne die darf hier niemand auf die Bahn.

Ah, die Dänen treffen ein. Direkt von den Prüfstandsläufen in Reno. Mit vielversprechendem Ergebnis: Der T 101 Knuckle von Tom vermeldet bei 5500 U/min 103 PS auf dem Hinterrad.

Wir freuen uns uns zu sehen und noch mehr dass der erste Lauf des Bikes, also der Prüfstandslauf, so positiv verlaufen ist. Wenn uns das in Orsa einer gesagt hätte... Zur Feier des Tages trinken wir... nein, kein Bier trinken, hier trinkt man freiwillig und gerne Wasser. Aber der Abend in einer klimatisierten Bar wird kommen.

Aber erst die Arbeit: Bikes checken und für morgen fertig machen. Springen sofort an und laufen wie Uhrwerke - irgendwie ein guter Tag heute – wenn man vorgesorgt hat: Hut ist schon mal Pflicht, aber das weisse Salz reflektiert zusätzlich das Licht von unten nach oben, das heisst man bekommt auch Sonnenbrand an Stellen, wo man noch nie welchen hatte: in (!) der Nase, unterm Kinn, unter den Ohren, bei kurzer Hose bis in den Schritt und bei ärmellosen T-shirts in den Achselhöhlen. Kein Scherz, sondern Schmerz.

Um 0700 h Ortszeit , also in 7,5 Std. ist Abnahme. Heute ist noch keiner gefahren. Aber ab morgen bis Donnerstag kann jeder so oft die Piste entlang bügeln, wie er mag. Ist man dann so schnell, dass man denkt, das ist die Zeit, die man werten lassen möchte, muss man der Rennleitung bescheid geben und dann am selben Tag noch einmal die Strecke so schnell als möglich fahren. Und zwar in die entgegengesetzten Richtung. Hatte man nämlich auf dem Hinweg Rückenwind muss man im zweiten Wertungslauf gegen den Wind fahren. Aus beiden Läufen wird dann der Mittelwert genommen.

Tag 3: Die Sonne kommt hinter den Bergen hoch und das Fahrerlager erwacht. Heute ist der erste Tag, an dem gefahren werden darf. Die Stimmung entsprechend. Gestern war warten, heute ist fahren.

Fehlt nur der amtliche Aufkleber der AMA auf dem Tank. Ohne den darf hier nichts auf die Bahn. Während wir auf den Bonneville TÜV warten passiert es. Ein Geräusch, das ich so noch nie gehört habe. Eine Maschine zieht mit blossem Auge nur als schwarzer Punkt erkennbar durch die weisse Wüsste. Das ist der International Track, der ist ganz weit draussen und sehr lang. Jedenfalls werden auf dem die Weltrekorde gefahren. Das Geräusch lässt mich zusammenzucken und ich habe auf der Stelle Gänsehaut. Das schwarze Pünktchen da draussen auf dem Salz taucht aus dem Nichts auf und verschwindet in Sekunden wieder im Flimmern der Hitze. Sehen kann man schon nichts mehr, aber das Brüllen geht nach wie vor durch Mark und Bein bis dann irgendwann die Drosselklappen zufallen und das Geschoss an der Lichtschranke vorbei ist. Alle schauen in die Richtung, in die der Punkt im Flimmern verschwunden ist, auch wenn keiner mehr was davon sieht.

Die Gashand juckt.

Technische Abnahme. Tom's T101 besteht und ist in der richtigen Klasse eingetragen. John's Hammer ist in der Klasse Production eingetragen, also Stock Bike. Dass ein S&S Vergaser montiert ist und eine Springergabel aus einer Softtail sorgt dann aber dafür, dass Tom seinen Hammer umschreiben muss in 'modified'. In dieser Klasse kämpft er zwar gegen echte Kaliber wie z.B. Tom's Bike mit Blower, Einspritzung und dergleichen, aber er sieht's locker: I don't care - I'm here to have fun !

Zum Aufwärmen fahren die beiden in den Pits auf und ab und auf der kleinen Teststrecke neben den Pits. Beide Maschinen geben sich äussert geschmeidig. Ab in die Warteschlange, um endlich das berüchtigte Salz zu fahren.

Erster Renntag, das Gedränge ist groß und so stehen die beiden brav 4 Stunden in der Bruthitze, bis es endlich losgeht. Noch 2 Bikes vor John. Jetzt nur noch eins.

Aber genau in dem Moment kommt schlagartig Wind auf und eine Regensäule bewegt sich schnurstracks auf die Strecke zu .... und....trifft. Die Rennleitung sagt ab. Keiner startet mehr. Es regnet, was es regnen kann und aus dem Salzsee wird schlicht und ergreifend ein See. Alle Bikes zurück in die Zelte und Trucks, also 8 km zurück im strömenden Regen durch ca 15cm hohes Wasser. Tom's Einspritzelektronik kriegt Salzwasser ab und blendet sich kurzentschlossen aus. Also wird der T101 zurück geschoben. Tom kommt dank Vergaser bis zum Truck.

Es ist klar, hier wird heute (ausser vielleicht mit Booten) keiner mehr ein Rennen fahren. Die Rennleitung tröstet uns. Morgen ist alles trocken und das Salz liegt schöner als je zuvor.

Alle packen zusammen und verlassen die Bonneville Salt Flats von denen man durch das Wasser nichts mehr sieht.

Nun, da hilft alles nichts...Prost am Pool bei 26°C - gute Nacht Freunde

Tag 4: Ein klares NEIN der Rennleitung. Wir wollen nun nicht auch die Zufahrt zur Strecke ruinieren sagt der Rennleiter, "1. nämlich fahren die die durchkommen alles weich und 2. machen wir dann den Rest mit den Fahrzeugen kaputt die die raus schleppen die es nicht geschafft haben."

„Gentlemen, enjoy your day at the pool and the bar - you will have a lot of Racing tomorow.......if it does not rain today"“

Klingt nach nem Plan. Bleibt die Frage: Werden die beiden Knuckleheads noch Salz fressen? "