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2014 – Kustom Kulture Forever, Herten, D

2014 – Kustom Kulture Forever, Herten, D

(Ein digitaler Scheunenfund)

Natürlich sind wir früh da. Donnerstag. Müssen ja aufbauen - auch wenn der Bus die Arbeit einfach macht. Aber was da vom Himmel blöddert und teilweise parallel zum Boden über uns hinwegfegt hätte vor kurzem noch die gesamte Show zu einem großangelegten Schlammcatchen werden lassen – hätte, denn der Umzug auf das Gelände der Zeche Ewald in Herten war ein echter Powermove.

Denn als die Kassen öffnen ist alles gut begehbar und bestens angerichtet für eine Bike-Show der Extraklasse – wenn man eher auf Old School steht. Vereinzelte Evo Chopper wirken geradezu motormodernistisch, sind aber stilistisch perfekt an den Rest der Kisten angepasst.

Umzingelt von kleinen Ständen mit Swapmeet-Zeug und handgemachten Teilen, T-Shirts und Tand, dem Magic Bus und biergartenähnlichen Sitzgelegenheiten wimmeln gut 150 Bikes aller Marken durcheinander, viele Harleys, aber auch Japaner, BMWs - Engländer eher weniger. Es herrscht ein ständiges Wegbratzeln und Dazublubbern, so dass man über mangelnde Abwechslung nicht klagen kann.

Lässt man den Blick einfach mal schweifen, sieht man viel Metalflake-Lollipop-Chopper, reichlich beinharte Ratbikes, ein paar ins Minimalistische customizierte Klassiker, kurz: einen rasanten Querschnitt durch die Szene – was man beim Titel „KUSTOM KULTURE FOREVER“ ja auch irgendwie erwartet. Natürlich mit ein paar herausragenden Maschinen wie einem Langgabel-Chopper, dessen Besitzer die zweitausend Kilometer von Finnland nach Herten auf einer Sitzbank abgeritten hat, die so schmal ist, dass man den Aufenthalt darauf eigentlich nicht mehr 'sitzen' sondern 'balancieren' nennen muss.

Der große Spaß an diesen beiden Tagen im Mai setzt sich fort, wenn man Details der Bikes in Augenschein nimmt. Rücklichter, Kickerpedale, Luftfilterdeckel, Lenker, Halter, was auch immer: tolle Ideen, akribisch bis genialistisch umgesetzt. Eine überwältigende Quelle der Inspiration. Und obwohl das gesamte Gelände irgendwie brechend voll wirkt, gibt es immer genug Platz und Ruhe, sich einzelne Motorrad-Exemplare ganz entspannt anzuschauen.

Wer dazu noch seine Ohren auf Empfang geschaltet hat, hört, dass es ein bisschen wie ein Familientreffen ist. Man plaudert über den letzten Umbau, über verrottete Beschleunigerdüsen für Bendixvergaser, tauscht finnische und deutsche Flüche aus und erfreut sich an der familienfreundlichen Atmosphäre, völlig frei von dickhosigen Böse-Buben-Darstellern. Da wirkt es fast schon wie der lange Arm der Gegenwart in einer idyllischen Zeitinsel als Samstag gegen später eine ziemlich originale neuere Harley hereingesäuselt kommt, gesteuert von einer Gestalt mit einem schwarzen Kopfschutz, der von der Formsprache her zwischen Wehrmachtshelm und Nachttopf schwummert. Die Harley zieht eine Runde um das alte bunte Eisen und verschwindet so leise wie sie gekommen ist. Sie wird später noch einmal beobachtet, wie sie abseits des Festivalgeländes verstört Kreise auf einem Parkplatz zieht.

Ach so: ja, es gibt auch Hot Rods, vierrädrige Klassiker, Accessories, Kunst, Pinstriping, Tattoos, Essen, Trinken, Musik – aber der Bericht ist ja jetzt schon zu lang, deshalb jetzt endlich Bilder: